Kirche Langenthal sucht Pfarrerin oder Pfarrer über Spotify

Fachkräftemangel bei Ingenieurinnen oder Informatikern? Hinlänglich bekannt. Doch auch in anderen Berufen sind kreative Ansätze in der Personalwerbung gefragt, um die Aufmerksamkeit der Talente zu gewinnen. Die reformierte Kirche Langenthal geht dabei neue Wege und setzt auch auf Spotify.

Am frühen Sonntagmorgen ins schöne Städtchen Langenthal zu fahren, ist für Marc Jäggi ein Leichtes. Der Moderationschef von Radio 1 weckt unter der Woche halb Züri mit seiner Morgenshow. Tagwache: Punkt 3 Uhr morgens.

Anfang April vereinbarte Marc ein Treffen mit Stephan Bösiger, einem der Pfarrer der reformierten Kirche Langenthal. Bewaffnet mit dem Mikrofon schaute er ihm bei den Vorbereitungen für den sonntäglichen Gottesdienst über die Schulter, sprach mit ihm über seine Kirchgemeinde und über Gott und die Welt.

Marc Jäggi war in einer besonderen Mission unterwegs. Sein Auftrag: Mit einem Podcast ein Stimmungsbild von der Kirchgemeinde Langenthal einfangen und damit das Herzstück für ein aussergewöhnliches Stelleninserat zum Leben erwecken.

Denn die Kirchgemeinde Langenthal sucht für das vierköpfige Pfarrteam Verstärkung. Schon einmal vor Ort, sprach Jäggi gleich auch noch mit Bösigers Vorgesetzten – nicht dem obersten Chef, aber immerhin mit Reto Steiner, dem Präsidenten der reformierten Kirchgemeinde Langenthal.

Der „Jobcast“ vermittelt interessierten Pfarrerinnen und Pfarrern einen authentischen Einblick in die Kirchgemeinde Langenthal und ein einfühlsames erstes Kennenlernen eines von drei künftigen Arbeitskollegen. Und natürlich enthält es, wie es sich für ein gutes Werbeinserat gehört, auch einige Arbeitgebervorzüge.

Die fast 20 Minuten lange Reportage ist integriert in ein erfrischend getextetes Stelleninserat und Teil einer etwas anderen Personalsuche, bei welcher auch kurze Teaserinserate zum Einsatz kommen. Darin werden Community Manager oder Influencerinnen gesucht. A propos 20 Minuten: Auch die meistgelesene Zeitung der Schweiz berichtet darüber.

Ein augenzwinkernder Hinweis, dass Pfarrerinnen und Pfarrer über solche in Mode gekommenen Bezeichnungen schmunzeln können. Sie selbst sind schon seit Jahrzehnten Profis im Management ihrer „Community“, der Gemeinde, und durch die Verkündung des Wort Gottes auch gewissermassen Influencerinnen oder Influencer.

Der reformierten Kirche sei viel Erfolg mit diesem frechmutigen Vorgehen vergönnt.

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